Eines morgens kam ein Anruf eines Freundes, der AB sprang an. „Hallo Susi, bist du schon wach? Nein? Egal ! Ich wollte dir nur mal berichten, das ich gestern auf diesen Friedhof war, wo du auch mal hin wolltest. Dort hab ich einen Grünspecht auf der Wiese beobachten können, aus nicht mal 10 Metern Entfernung und das fast eine ganze Stunde lang. Fahr doch heute mal dort hin. Von diesem kannst du sicher gute Fotos machen.“ Ich überlegte kurz und blinzelte noch träge dabei nach draussen. Das Wetter sah vielversprechend aus und mein Mann räkelte sich auch schon neben mir. Wir entschlossen uns nach einem ausgiebigen Frühstück, es war schliesslich Sonntag, mal hinzufahren. Als wir ankamen waren wir ganz alleine, noch keine Menschenseele weit und breit. Wir gingen gleich zu den Stellen wo die Wiesen sind aber auch nach einer Stunde suchen kein Grünspecht, noch nicht ma l zu hören. Als wir schon etwas enttäuscht um eine Ecke zu nächsten Wiese (wo wir am Anfang schon gesucht hatten) kamen lag dort im hohen Gras ein Fuchs ganz gelassen und uns total ignorierend. Ja und was macht wahrscheinlich ein jeder dann? Ich spitzte die Lippen und produzierte diesen typischen Quietschton, den wohl jeder kennt. Und ja, nun schaute er uns mal an. Nach einem Moment ging ich drei Schritte näher und da setzte er sich auf. Ich befürchtete er tat es meinetwegen aber ich hörte ein Hund mit klimperndem Halsband nahe des Abgrenzungszauns laufen. Diesen fixierte der Fuchs genau, bis der Hund weiter hinten wieder verschwand. Es war also nicht meinetwegen das er sich aufsetzte. Aber da er ja nun schon auf war fing er gleich an sich ausgiebig zu kratzen. Vielleicht war er ja noch im Fellwechsel. Wir wollten ihn nicht weiter beunruhigen und wir gingen zu der Bank am Wegesrand um uns dort hinzusetzten. Schon als wir uns zum setzen zurück drehten bemerk ten wir das der Fuchs wohl aufgestanden war und ein paar Schritte hinterher kam. Als er kurz stehen blieb schnüffelte er in unsere Richtung. Sofort schaute ich meinen Mann vorwurfsvoll an, dabei führte ich diese typisch weibliche Körperhaltung aus, mit den Händen an den Hüften und fragte ihn empört „Hast du etwa Gepupt?“. Wie immer verneinte es mein Mann natürlich. Dann bemerkten wir das der Fuchs losging und uns anfing zu umkreisen. Wir blieben einfach ganz ruhig und nahmen an , diese ca. 10 Meter ist wohl seine Fluchtdistanz. Hin und wieder schnüffelte er scheinbar interessiert am Boden entlang, dabei aber uns nicht aus den Augen lassend. Wir versuchten ihn nicht ständig anzustarren und heuchelten ebenso Interessenlosigkeit. Nur wenn ein Hundehalter auf dem Weg hinterm Zaun entlang ging, stand der Fuchs still und starrte gebannt in diese Richtung. Dabei konnten wir mach en was wir wollten, er hatte uns wohl als nicht feindlich für sich eingestuft. Als der Hund mit Halter wieder weit genug entfernt war versuchte mein Mann den Fuchs zu erklären, das er keine Furcht zu haben braucht, weil ein stabiler Zaun dazwischen ist. Dabei hatte er nun die volle Aufmerksamkeit des Fuchses . Ob das Tier nun mein Mann genau verstand bezweifelte ich im stillen sehr, aber ich ließ mein Mann dann doch in seinem Glauben. Plötzlich ging meine Kamera aus und ich fluchte laut mit dem Sch.....-Wort. Der Akku war leer und ich händelte heftigst in der Fototasche nach dem Ersatzakku um sofort den Tausch vorzunehmen. Dies fand der Fuchs wohl höchst interessant, denn plötzlich fixierte er mich ganz genau. Als ich den Akku nun endlich getauscht hatte setzte ich die Kamera sofort wieder ans Auge und versuchte den Fuchs so gut wie möglich ins Bild zu be kommen. Dabei war ich sehr aufgeregt, denn ich fühlte das er mir etwas näher gekommen sein muss. Mein Herz klopfte heftig, denn ich wusste genau das dieser Moment auch ganz abrupt enden könnte. Ich wusste nicht mehr ob ich rein oder raus gezoomt habe. Dann hob er seine Nase und schnüffelte wieder ganz intensiv in unsere Richtung und dabei konnte ich seinen Atem hören. Sofort war mein Gedanke bei meinem Mann „Hat er etwa schon wieder...?“ . Noch bevor ich diesen Gedanken z u ende brachte hörte ich meinen Mann leise anfangen zu lachen und dabei äusserte er: „gleich frisst er dich“. Total fasziniert und eingetaucht in diesen Augenblick, fühlte ich mich eher gestört von der Äusserung meines Mannes und brachte ihm mein typisches „ja,ja“ entgegen. Der Fuchs bewegte sich langsam und vorsichtig mir weiter entgegen. Eine plötzliche Verzweiflung kam in mir hoch, da ich diese schönen Augen irgendwie nicht mehr scharf bekam. Ich versuchte weiter raus zu zoomen, aber es ging nicht mehr. Beiläufig bemerkte ich, das mein Mann plötzlich ganz still wurde. Reflexartig drückte ich nochmal auf den Auslöser und spürte gleich darauf ein Ruck an der Kamera, nicht gerade wenig aber auch nicht sehr stark dann konnte ich nichts mehr sehen da die Linse verschmiert war. Nun lachte mein Mann laut auf. Sofort nahm ich die Kamera runter und schaute in nur ca.50 Zentimeter entfernte mich scheinbar fragend anblickenden Fuchsaugen. I n diesem kurzen Moment fühlte ich so vieles aber keinesfalls war Panik oder Angst dabei. Aus meinem Munde entsprang leise das Wort „Was“. Darauf folgend drehte sich der Fuchs um, ging zwei Schritte blieb stehen und schaute in die andere Richtung. Und plötzlich waren wir absolut uninteressant für ihn. Fast war ich beleidigt. Schnurstracks ging er weg und verschwand weit weg in einem Gebüsch. Ich schaute meinen Mann an und sagte kurz “Das war ja toll”. Auf dem Heimweg überlegten wir wieso wohl der Fuchs so scheulos nah kam. Wir kamen zu dem Schluss, das es entweder sein Spiegelbild an der Linse war oder vielleicht noch ein paar Geruchsspuren der Leberwurst vom Frühstücksbrötchen, die noch meinen Händen hingen. Aber das bleibt wohl für immer dem Fuchs sein Geheimnis.
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